In seinem Portrait der südlichen Friedrichstadt in der taz erwähnt der Autor Hanns Zischler das GSW-Hochhaus als ein gelungenes Beispiel für Belebung durch Verdichtung:

[…] Eine Stadt teilt sich nicht von selbst mit. Diskrete Zeichen verbergen sich hinter den plakativen. Die vergleichende Betrachtung von Zeichnungen und Fotografien, Plänen und Karten ebenso wie die flüchtigste mündliche Überlieferung und das unscheinbarste fait divers enthalten Botenstoffe, die gelesen werden wollen.

Wie ein starker Strom trennt die Kochstraße den Norden vom Süden – bis heute. Der Norden zeigt Muskeln, geizt nicht mit Pracht- und Zierbauten, hat sich nach dem Mauerfall mit erstaunlicher Rasanz „besser situiert“ als der ärmere Süden; eine Entwicklung, die offenbar historisch vorgegeben ist. Fontane lobte die wohltuende Stille der südlichen Friedrichstraße: Die Kochstraße „zog eine Grenze zwischen Stadt und Vorstadt, diesseits lag der Lärm, jenseits die Stille … Aus der Zone des Rollwagens war man in die der schlafenden Droschke getreten. Die Läden hörten auf, die Jalousien fingen an.“

Der Süden „schläft“ heute nicht mehr. Und um im Bild zu bleiben: Wecken und beleben lässt er sich durch beispielhafte Verdichtung. Wie eine große, weit geöffnete Kulissenwand eröffnet und festigt heute das GSW-Hochhaus an der östlichen Spitze der südlichen Friedrichstadt das Quartier. Einen besseren Widerpart zum Springerhochhaus hätte man nicht errichten können: eine wahrhaft südliche, eine Mailänder Antwort. Ein Bau, der nicht zwangsläufig in seinen Dimensionen, aber in seinem ästhetischen Anspruch maßstabsetzend ist. […]

 

Auszug aus Hanns Zischler: Eine Stadt teilt sich nicht von selbst mit. taz am Wochenende vom 20./21. Oktober 2018, Seite 5