[…] Da der öffentliche Raum in unseren Städten heute fast vollständig der Kommerzialisierung und der damit verbundenen Kultur des Spektakels ausgesetzt ist, kann das Museum tatsächlich noch jenen geschützten Ort bieten, der sich als Keimzelle des öffentlichen Lebens beschreiben lässt – nicht nur aufgrund der allgemeinen Möglichkeiten, die es bietet, sondern auch, weil es einer der wenigen Orte ist, der wie Platons reflektierende Höhlenwand funktionieren kann. Also als ein Projektionsraum jener Ideen, die für unsere Existenz als Gemeinschaft wesentlich ist. Um diese Ideen zu pflegen und lebendig zu halten, müssen sie von jeder Generation mit sämtlichen Formen kulturellen Ausdrucks immer wieder aufs Neue interpretiert werden – Architektur und damit Kulturbauten inbegriffen. Dabei mögen wirklich neue Kulturbauten ihren Zeitgenossen fremd erscheinen, denn sind sie geglückt, zwingen sie uns dazu, auf behutsame Weise ihre Institution und deren Rolle mit anderen Augen zu betrachten. […]

 

Vollständiger Text veröffentlicht in Sauerbruch Hutton. Archive 2. Zürich: Lars Müller Publishers, 2016